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Neuerungen auf Lehrbeginn 2023

Projekt «Kaufleute 2023»

Das Projekt "Kaufleute 2023" bzw. die Reform der kaufmännischen Grundbildung mit Start im Sommer 2023 basiert auf einer umfassenden Berufsfeldanalyse und soll bewährte Elemente mit notwendigen Innovationen verbinden. Die Analyse zeigt: Kaufleute von morgen handeln in agilen Arbeits- und Organisationsformen, interagieren in einem vernetzten Arbeitsumfeld und arbeiten mit neuen Technologien. Das setzt technische Fertigkeiten, Sozial- und Selbstkompetenzen sowie kritisches Denken und Kreativität voraus. Die Lernenden werden zum Umgang mit Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft sowie zum lebenslangen Lernen befähigt. Egal, was die Zukunft bringt – Kaufleute sind darauf vorbereitet.

Qualifikationsprofil

Das Qualifikationsprofil umfasst folgende Handlungskompetenzbereiche:

  • Handeln in agilen Arbeits- und Organisationsformen
  • Interagieren in einem vernetzten Arbeitsumfeld
  • Koordinieren von unternehmerischen Arbeitsprozessen
  • Gestalten von Kunden- und Lieferantenbeziehungen
  • Einsetzen von Technologien der digitalen Arbeitswelt

Die Handlungskompetenzbereiche strukturieren sowohl die Ausbildung als auch das Quali-fikationsverfahren, sie bilden die Grundlage für die Leistungsziele aller Lernorte. Die heute fächerorientierte Ausbildung in den Berufsschulen wird angepasst. Das Fachwissen wird neu im Rahmen der Handlungskompetenzbereiche vermittelt. Die Entwicklung der Handlungskompetenzen erfordert dennoch eine starke Basis an Wissen bzw. Theorie.

Berufsfachschule

Die beiden bisherigen Profile (B- und E-Profil) werden nicht weitergeführt. Neu werden flexiblere Möglichkeiten angeboten, um auf die individuellen Stärken der Lernenden und auf die Anforderungen der Lehrbetriebe einzugehen:

Künftig erwerben alle Lernenden in zwei Fremdsprachen praxisnahe Kompetenzen. Mindestens eine dieser Fremdsprachen ist eine zweite Landessprache. Die Kantone legen das Fremdsprachenangebot der Berufsfachschule fest.

In der ersten Fremdsprache erwerben die Lernenden vertiefte mündliche und schriftliche Kompetenzen. Gelernt wird im beruflichen Kontext. Die Lernenden befassen sich zum Beispiel auch in der Fremdsprache mit wirtschaftlichen Fragen.

Für die zweite Fremdsprache stehen zwei Angebote (Wahlpflichtfach) zur Wahl:

  • Im ersten Angebot erwerben die Lernenden wie in der ersten Fremdsprache fundierte mündliche und schriftliche Kompetenzen.
  • Im zweiten Angebot stehen die mündliche Kommunikation, also Sprechen und Verstehen, sowie der Erwerb kultureller Kompetenzen im Zentrum. Für dieses zweite Angebot wird ein neues, innovatives Unterrichtsgefäss geschaffen.

Die Lehrvertragsparteien legen zu Beginn der Ausbildung aufgrund der Richtlinien und Empfehlungen der Berufsfachschule einen der beiden Wahlpflichtbereiche fest.

Fremdsprachen als Freifächer sowie beispielsweise vertiefende Sprachaufenthalte und «Bilingual»-Programme werden weiterhin angeboten und im persönlichen Portfolio nachgewiesen.

Die lehrbegleitende Berufsmaturität (BM 1) wird weiterhin ermöglicht und beinhaltet zwei Fremdsprachen. Das Aufnahmeverfahren wird wie bisher durch die Kantone geregelt.

Im dritten Ausbildungsjahr besteht grundsätzlich die Möglichkeit, ausgewählte Hand-lungskompetenzbereiche in Übereinstimmung mit dem jeweiligen Tätigkeitsgebiet der Lernenden praxisnah zu vertiefen. Dazu stehen vier Optionen zur Auswahl, welche am Ende des zweiten Ausbildungsjahrs durch die Lehrvertragsparteien bestimmt werden: 1. Finanzen, 2. Kommunikation mit Anspruchsgruppen in der Landessprache, 3. Kommunikation mit Anspruchsgruppen in der Fremdsprache, 4. Technologie. Aus Sicht der Branche "Notariate Schweiz" dürfte die 2. Option im Vordergrund stehen (Vertiefung der Kommunikation mit Anspruchsgruppen in der Landessprache im Rahmen der Vorbereitung und Bearbeitung von komplexeren Verträgen und Urkunden), im freiberuflichen Notariat aber – je nach Lehrbetrieb - auch die anderen Optionen möglich sein (z.B. Vertiefung in Notariats-/Liegenschafts-/Nachlassbuchhaltung mit der Option «Finanzen», Option «Kommunikation in der Fremdsprache» in Notariaten welche mehrsprachig verurkunden bzw. mehrsprachige Kundenkommunikation anbieten, Vertiefung im Bereich elektronisches Notariat in der Option «Technologie» (elektronischer Rechtsverkehr mit Grundbuch- und/oder Handelsregisterämtern, elektronische Beglaubigungen u.ä.)).

Betrieb und überbetriebliche Kurse

Die Ausbildung im Betrieb und in den überbetrieblichen Kursen (ÜK) ermöglicht betriebs-und branchenspezifische Ergänzungen. Die Anzahl der ÜK-Tage liegt bei der Branche «Notariate Schweiz» wie bis anhin bei 16 ÜK-Tagen über die drei Lehrjahre verteilt.

Die Ausbildungsinstrumente für die betriebliche Bildung werden angepasst. Sie sollen die Berufsbildnerinnen und Berufsbildner unterstützen und entlasten. Neu werden im Lehrbetrieb zur Bewertung der Leistungen der Lernenden in der betrieblichen Ausbildung statt Arbeit- und Lernsituationen (ALS) sog. Praxisaufträge zu berufs- und/oder branchenspezifischen Handlungskompetenzbereichen durchgeführt und bewertet. In der Branche «Notariate Schweiz» ist die Bearbeitung von 4 Praxisaufträgen pro Semester vorgesehen:
 

  • 2 umfangreichere branchenspezifische Praxisaufträge und
  • 2 kleinere branchenübergreifende (d.h. den kaufmännischen Bereich allgemein betreffende) Praxisaufträge.


Die Praxisaufträge werden in der Regel zu Beginn eines Semesters durch den/die Berufsbildner/in ausgelöst. Der/Die Lernende hat während dem Semester Zeit, sich mit den Themen der jeweiligen Praxisaufträge zu befassen (Recherche, Beispiele sammeln, theoretische Grundlagen erarbeiten, Arbeiten in konkreten Situationen erleben und ausführen, Grundlagen vertiefen, Dokumentieren usw.) und die gestellten Teilaufgaben zu lösen. Dabei soll es auch möglich sein, Teilaufgaben mehrmals durchzuführen, um die Kompetenzen laufend zu verbessern.

Die bestehende Lern- und Leistungsdokumentation (LLD-Ordner) wird weiterentwickelt bzw. durch eine digitale Lernplattform ersetzt, mit der die Lernenden ab 2023 ihr persönliches Portfolio mit konkreten Entwicklungs- und Reflexionsinstrumenten führen. Darin können auch Sprachzertifikate, Branchenzertifikate oder Projekte dokumentiert werden, welche über die beruflichen Handlungskompetenzen von Kaufleuten hinausgehen.

Im Kanton Bern sind Informations- und Unterstützungsangebote für die Lehrbetriebe zur Umsetzung der KV-Reform für ca. 1. Quartal 2023 in Planung.

Digitale Lernplattform time2learn

Die Plattform time2learn löst den bisherigen LLD-Ordner ab, d.h. die betrieblichen Ausbildungseinheiten (Praxisaufträge) werden neu ausschliesslich auf dieser Plattform (statt wie bisher mit den ALS in der DBLAP-Datenbank) erfasst und bewertet. Einzig die Semesternoten müssen jeweils in die DBLAP2 überführt werden. Die Plattform time2learn wird vom Grossteil der KV-Branchen verwendet und ist auf die jeweiligen Branchen und ihre Praxisaufträge angepasst.

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Qualifikationsverfahren

Das Qualifikationsverfahren wird konsequent auf die Handlungskompetenzbereiche des Qualifikationsprofils ausgerichtet, die Qualifikationsbereiche werden entsprechend strukturiert. Der Anforderung des Bundes zur Optimierung und zeitlichen Kürzung der Abschluss-prüfungen wird Rechnung getragen. Im Rahmen dieser Anforderungen wird auf das schrift-liche branchenspezifische QV-Verfahren verzichtet unter gleichzeitiger Verlängerung der mündlichen Prüfungszeit. Wie bisher werden an allen drei Lernorten Erfahrungsnoten erteilt. Die schulischen und betrieblichen Teile des Qualifikationsverfahrens werden wie bisher gleichwertig gewichtet. Zusätzliche Kompetenznachweise werden in einem persönlichen Portfolio dokumentiert.

Anforderungsprofil Lernende

Die neue Grundbildung Kauffrau/Kaufmann EFZ wird den zukünftigen, sich verändernden Anforderungen der Arbeitswelt gerecht. Die Voraussetzungen für Jugendliche, welche die kaufmännische Grundbildung auf einem Notariat absolvieren möchten, verändern sich jedoch gegenüber der bisherigen Lehre nicht grundsätzlich und lassen sich wie folgt beschreiben:
 

  • Sekundarschule (Stufe A)
  • gute Noten (v. a. Deutsch und Mathematik)
  • Interesse an einer spannenden Berufslehre ist gross
  • Teamarbeit ist sehr wichtig
  • aktive und zielstrebige KandidatInnen
  • Bereitschaft zum Lernen ist gross, fachlich wie menschlich
  • KandidatInnen arbeiten speditiv und auch gerne selbständig
  • angenehme Umgangsformen sind wichtig
  • KandidatInnen sind freundlich, kontaktbereit, vertrauenswürdig und diskret
  • KandidatInnen legen Wert auf saubere und exakte Arbeitsweise
     

Zudem wird mit den Wahlpflichtbereichen, den Vertiefungsmöglichkeiten im dritten Ausbil-dungsjahr (Optionen) und der Möglichkeit, die lehrbegleitende Berufsmaturität abzulegen, auf die unterschiedlichen Voraussetzungen und Stärken der Lernenden und auf die unter-schiedlichen Bedürfnisse der Lehrbetriebe eingegangen.

Weitere branchenübergreifende Informationen zur KV-Reform 2023 finden Sie unter:

https://www.skkab.ch/fachinformationen/gb2023/